genieße die küste
Ich wurde an den strand gespült
in der brandung liegend
verging ich mich am sand
atmete den schweren salzigen duft
und schlief ermattet ein -
bei sonnenaufgang erwachte ich
aufgeschreckt durch den lärm von millionen kreaturen
die geschäftig die küste bevölkerten
aus meinem süßen traum
und sah entsetzt wie sie
sandburgen bauten
gräben zogen
und löcher gruben
ich konnte mich des gefühls nicht erwehren
am falschen ort zu sein
und als mir ein fremder eine schaufel in die hand drückte
schrie ich laut auf
ich brauche keine sandburgen
ich brauche keine gräben
ich brauche keine löcher
ich brauche nur den warmen sand
der mir durch die finger rieselt
erregt fuhr ich sie an
merkt ihr denn nicht
daß nur eine welle
der nächsten flut
all' die denkmäler eurer menschlichen eitelkeit
die ihr gerade so selbstgerecht aufbaut
hinfortspülen kann
was bleibt euch dann
was bleibt -
tanzt
tanzt lieber
lacht und liebt euch
genießt den strand
genießt die küste
genießt euch
doch verdammt
sie verstanden mich nicht
sie wollten mich nicht verstehen
schaute sie an
kraftlos
dachte nach
und stürzte mich zurück in die fluten.
andreasklußmann
I/1995